statisches Gutachten: Rodenkirchener Brücke muss abgerissen werden


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Kölner Presse veröffentlicht Hiobs-Botschaft am 13. Januar

Am 13. Januar 2021 platzte eine Bombe: Die Kölner Rundschau und der Kölner Stadt Anzeiger vermeldeten, dass ein statisches Gutachten besagt, dass die Rodenkirchener Brücke abgerissen werden muss, da sie dem geplanten Ausbau auf acht Spuren keinesfalls standhält. Somit sei der Bau einer neuen Autobahnbrücke unumgänglich.
 
Die Autobahn GmbH, die die Projektverantwortlichkeit für den Ausbau der A4 vom Grember Kreuz bis zum Kreuz Köln-Süd gerade erst Anfang des Jahres von dem Landesbetrieb Straßen.NRW übernommen hatte, hatte wohl das Ergebnis des statischen Gutachtens direkt an das Verkehrsministerium in Düsseldorf gegeben, um umgehend prüfen zu lassen, ob der Denkmalschutz für die Brücke aufgehoben werden kann, damit der Weg für einen Abriss frei ist.
 
Die Teilnehmer des Dialogforums A4plus wurden nicht informiert, dass die Ergebnisse des Gutachtens vorliegen, die eigentlich schon für Ende 2020 von Straßen.NRW angekündigt waren und die zunächst im Dialogforum vorgestellt werden sollten. Sie erfuhren die überraschenden Neuigkeiten aus der Zeitung. Das sorgte für Unmut. Und offensichtlich hat auch die Presse nur durch Zufall davon erfahren. Ob das nun bewußtes Kalkül der Autobahn Gmbh war oder dem Chaos bei der Projektübergabe geschuldet war, bleibt offen.
 
Einen Tag nach dieser Presseveröffentlichung, die vermutlich etliche Reaktionen und Anfragen bei der Autobahngesellschaft verursachte, verschickte die Autobahn GmbH einen schnell erstellten Infobrief mit den – zwischenzeitlich schon bekannten – Infos zu dem unumgänglichen Abriss und Neubau. Genannt wurden auch die weiteren Planungsschritte, die jetzt umgehend umgesetzt werden: die Untersuchung verschiedener Varianten und Trassenführungen, die den Verlauf der A4 dann vorgeben werden.
 
Die nächsten Tage folgten täglich weitere Presseberichten auf nahezu allen Kanälen, denn der Abriss des gerade mal 26 Jahre alten Bauwerks, das als Wahrzeichen der südlichen Stadtteile gilt, dazu den Schutz als Baudenkmal genießt und als wertgebendes Merkmal des Kulturlandschaftsbereichs gilt, ist für viele eine Katastrophe und Kritik kommt von allen Seiten.
 
Für den Wirtschaftsverkehr ist das eine verheerende Nachricht“, sagt Dr. Ulrich Soénius, Geschäftsführer Standortpolitik der Industrie- und Handelskammer zu Köln. „Eine jahrelange Beeinträchtigung dieser wichtigen Rheinquerung ist kaum vorstellbar – das würde einen regionalen Verkehrskollaps provozieren.“ Grundsätzlich begrüßt die IHK Köln die Spurerweiterung, aber Abriss und Neubau kämen nur in Frage, wenn die neue Leverkusener Brücke und die geplante neue Rheinquerung im Kölner Süden, die A553 von Godorf nach Porz, fertiggestellt seien.
 
Für eine Erweiterung der A4 sind zwar auch die Kölner CDU-Abgeordneten Heribert Hirte (MdB) und Oliver Kehrl (MdL), stellen aber auch klar, dass Abriss und Neubau nur dann denkbar sind, wenn vorab neben der neuen Rheinspange 553 auch der Ausbau der Leverkusener Brücke fertiggestellt sein müssen, sonst sei der Verkehrsfluss nicht zu gewährleisten.

Scharf kritisiert der SPD-Ortsverein Poll, Ensen, Westhoven die mangelnde Informationspolitik der neugegründeten Autobahn GmbH. Lukas Lorenz, örtliches Ratsmitglied und Mitglied im Kölner Verkehrsausschuss hält die Nicht-Information des Dialogforums für einen Super-Gau der Kommunikation und fordert: „dass die neue Autobahn GmbH endlich ein politisches Begleitgremium einrichtet, zu dem die gewählten Volksvertreter eingeladen werden. Ähnliche Verfahren bei der geplanten Rheinspange haben sehr geholfen, Vertrauen in das Vorgehen zu bringen.“ Lorenz befürchtet, dass Abriss und Neubau vermutlich fast über ein Jahrzehnt eine erhebliche Belastung für die Anlieger bedeuten würden.

Die Grünen in Köln und aus dem Rhein-Erft-Kreis lehnen in einer gemeinsamen Erklärung den Abriss und Neubau der Rodenkirchener Brücke ab. Sie halten die Grundlage der Bedarfsplanung für veraltet und fordern „eine regionale, intermodale Begutachtung der Verkehrsentwicklung mit der klaren Vorgabe, die Verkehre zu reduzieren, auf Schiene und Binnenschiff zu verlagern“. Dazu ist es ihre Idee, die Befahrung der Brücke durch differenzierte Mautsysteme zeitlich so zu organisieren, dass die nur in Spitzen auftretende Überbelastung vermieden wird.
 
Auch in Leserkommentaren, die unter anderem dem Kölner Stadt-Anzeiger zu entnehmen waren, wurde massiv Kritik an dem Abriss geübt und die generelle Frage gestellt, ob ein Autobahnausbau in Zeiten von Klimawandel und Verkehrswende überhaupt noch zeitgemäß ist.
 
Das nächste Treffen des Dialogforums ist nun für den 16. Februar terminiert. Dann soll das statische Gutachten im Detail vorgestellt werden. Vielleicht rechnet dann auch nochmal jemand nach? Gut wäre auch, Ideen von Bürger*innen zu prüfen, die vorschlagen ein Tempolimit zu installieren und den LKW-Verkehr mittels Radarkontrollen auf eine Spur zu zwingen oder auch das Mautsysteme so anzupassen, dass die Belastung für die Brücke verringert und ein Abriss des weltweit einmaligen Brücken-Denkmals verhindert werden kann.

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Weitere Informationen:

Das Projekt „A4plus“ bei Straßen.NRW

Bericht von Straßen.NRW zum ersten Dialogforum

Präsentation zum ersten Dialogforum (PDF)

Video auf Invidious (guter Überblick über die Bürgerbeteiligung, aber schon veraltet, Auswahl der Beteiligten am Dialogforum ist schon Geschichte).

 


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